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Zehn Prozent mehr H-Autos

Das freut die Fan-Gemeinde aller Marken: 2015 stieg die Zahl der Personenwagen mit H-Kennzeichen um 10.7 Prozent auf 343.958. Addiert man die Motorräder, Nutzfahrzeuge und Zugmaschinen dazu, kommt man auf 388.000 derart klassifizierte historische Kraftfahrzeuge.

Senior Wissmann schwärmt für Oldies ©VDA

Diese Zahlen hat der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) jetzt mitgeteilt. VDA-Präsident Matthias Wissmann sagte: „Das H-Kennzeichen ist das Erkennungsmerkmal eines echten Oldtimers. Es hat seit seiner Einführung viel dazu beigetragen, dass sich immer mehr Menschen um den Erhalt historischer Fahrzeuge bemühen. Der VDA setzt sich dafür ein, dass Oldtimer mit H-Kennzeichen weiterhin als technisches Kulturgut geschützt werden, damit sie auch künftig ohne Probleme auf unseren Straßen unterwegs sein können.“ Volkswagen liegt nach dieser Statistik, gruppiert man sie nach Herstellern auf Platz 1, gefolgt von Daimler mit jeweils mehr als 100 000 Fahrzeugen. Opel, Ford und Porsche rangieren mit deutlichem Abstand auf den nächsten Plätzen. Am Ende der Tabelle stehen Jaguar, Volvo und MG.

Sortiert man diese Ergebnisse nach Modellen, so führt weiterhin, wen wundert’s, der VW-Käfer die Rangliste an.  32.750 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen bedeuten ein Plus von knapp 7 Prozent. Der Mercedes-Benz Typ W 123 steht auf Platz 2 mit 17.534 Fahrzeugen. Auch der Mercedes-Benz SL R107 hält seine Position und ist mit 11.325 Fahrzeugen der dritthäufigste Oldtimer in Deutschland. Den stärksten Zuwachs verzeichnete der Volkswagen Golf: plus 35 Prozent auf 4.519 Exemplare.

T2 aus dem Fuhrpark von VW-Bulli. ©eba

Neben dem Golf wird auch ein anderes frühes Volumenmodell immer beliebter, nämlich der Opel Kadett, von dem 4.280 Fahrzeuge mit H-Kennzeichen unterwegs sind. Etliche Fans hat eine ostdeutsche Pkw-Legende: 2015 gab es 2.032 Trabants mit H-Kennzeichen. Der Trabant steht überraschend erst auf Platz 21. Daraus lässt sich ableiten, dass einige Volumenmodelle der 70er und 80er Jahre zunehmend Kult werden, ihre Besitzer sind meist jünger und pflegen ihre kommenden Legenden.

Allerdings können nicht alle Fahrzeuge, die heute älter als 30 Jahre sind, auch tatsächlich als Oldtimer betrachtet werden. Während beim VW-Bus rund 54 Prozent ein H-Kennzeichen nutzen, sind es beim Kadett gut 36 und beim Golf nur knapp 28 Prozent. Das hat diverse Gründe. So verzichten viele Oldtimerbesitzer aus steuerlichen Gründen auf das H. Bei dem Einheitssteuersatz von 191 Euro für H-HHOldtimer sind Fahrzeuge mit einem Hubraum unter 800 Kubikzentimeter steuerlich günstiger, wenn man die normale Zulassungsart wählt. So sind nur 13,1 Prozent aller 13.436 über 30-jährigen Trabis mit dem H-Kennzeichen als Oldtimer gestempelt. Außerdem dürfen nur Autos, die technisch ok und im Originalzustand vorgeführt werden, das H-Attribut nutzen.

Unser T2 erfreute sogar den TÜV-Prüfer ©eba

Der Deutsche Oldtimer Index, den der Verband der Automobilindustrie jährlich herausgibt, zeigt langfristig eine klar positive Tendenz nach oben. Allerdings lassen sich im Oldtimermarkt verstärkt zwei voneinander unabhängige Segmente beobachten. Einerseits werden auf öffentlichen Auktionen für selten gebaute Fahrzeuge, Einzelstücke oder Rennwagen – oft von berühmten Vorbesitzern – Rekordpreise erzielt. Dieser Bereich ist für den gesamten Oldtimermarkt jedoch wenig repräsentativ. Echte Oldtimerenthusiasten begeistern sich für ihre Fahrzeuge unabhängig vom Seltenheitswert oder Wertsteigerungspotenzial.

Sie gaben im Durchschnitt für ein historisches Fahrzeug 15 000 Euro aus, sodass der Wertzuwachs dieser Fahrzeuge in der Regel nicht die anfallenden Wartungs- und Unterhaltskosten kompensiert. Solche Fahrzeuge bilden den Kern des Deutschen Oldtimer Index: Hier werden keine Einzelstücke aufgenommen, sondern nur Fahrzeuge, von denen eine gewisse Stückzahl gebaut wurde und die deswegen auch heute noch einem regelmäßigen Handel unterliegen.

Übrigens war der teuerste Oldtimer 2015 ein Last-Minute Angebot. Erst auf der letzten Oldtimerauktion des Jahres ersteigerte im Dezember ein Sammler für 28 Millionen Dollar bei der RM Sotheby's Auktion in New York einen Ferrari 290MM aus dem Jahr 1956, mit dem Juan Manuel Fangio die Mille Miglia auf Platz 4 beendet hatte. Quellen: VDA und  http://www.classic-analytics.de .

Heißer Tipp für alle Freunde von Volkswagen Nutzfahrzeuge: Autoexperten sagen diversen Caddy-Modellen, wenn sie gut gehalten werden, ein ähnliches Retro-Feeling wie bei den Bullis voraus, allerdings erst in zehn bis 15 Jahren. Hintergrund: Die Fans werden sich dann gerne daran erinnern, zu welchen Events und Veranstaltungen sie als Caddy-Kinder gefahren wurden. Schon tauchen auf dem Zubehör-Markt Einbauküchen und Bettkombinationen auf.

von Ernst Bauer