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Feinstaubfresser nehmen zu

Die Apparate sind so groß wie eine Skibox, aber viel effektiver – damit können Autos genau dort, wo Feinstaub entsteht, diesen wieder einsammeln. Jetzt sind die ersten Feinstaubfresser im Großversuch unterwegs.

Dieser Feinstaubfilter steht vor dem Technikzentrum an einer Ausfallstraße in Ludwigsburg.

 ©M+H

Sie gilt als die dreckigste Ecke Deutschlands und ist als „Stuttgarter Neckartor“ fast immer in den Schlagzeilen, wenn es um die Feinstaubbelastung in Städten geht. Jetzt soll dort ein neuartiger Feinstaubfilter aufgestellt werden, damit die dicke Luft sauberer wird. Der Ludwigsburger Filterspezialist Mann und Hummel (M+H) wird im Oktober das stationäre Gerät montieren und die dabei verwendete Technologie bei der Automechanika in Frankfurt und bei der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover zeigen.

Bereits 2017 wurde die Idee in kleinen Stückzahlen realisiert. Und weil der Feinstaub nicht nur von den verteufelten Dieselmotoren stammt, gingen die Ingenieure und Chemiker mehrere Denkschritte weiter. Denn nicht nur Pkw belasten die Luft. Auch Transportfahrzeuge, Busse und Bahnen schaden mit ihren Emissionen der Gesundheit von Menschen und Umwelt. Entscheidend für schlechte Messwerte sind nicht nur die Masse der Fahrzeuge, sondern auch die Art der umliegenden Bebauung. Dort, wie Autos jeglicher Art mehrmals am Tag auf engem Raum verkehren und dazu noch Stadtbahnen anfahren und abbremsen, ist die Luft am stärksten belastet. Auch bei den Autobremsen entsteht Feinstaub, ebenso durch die Abnutzung der Reifen und des Straßenbelages. Und zwar unabhängig von den Antriebssystemen und deshalb auch bei Elektrofahrzeugen.

M+H prognostiziert: „Durch den Einsatz des neuentwickelten Feinstaubpartikelfilters kann die Feinstaubemissionsbilanz dieser Fahrzeuge verbessert und die Luftbelastung reduziert werden. Seit 2017führt der Filterspezialist im Rahmen seines Projekts „Feinstaubfresser“ Feldtests mit eigenen Versuchsfahrzeugen in Deutschland, Indien und China durch. Die bisherigen Auswertungen haben ergeben, dass der Feinstaubpartikelfilter bei hoher Feinstaubbelastung im Stadtverkehr mehr Feinstaub aus der Luft filtert, als ein Fahrzeug mit modernem Verbrennungsmotor durch den Abgasstrang ausstößt. Damit wurden die Annahmen auf Basis eigener Laborversuche übertroffen. Der Feinstaubpartikelfilter erreicht den angestrebten Abscheidegrad von 80 Prozent des Feinstaubs (PM10). Die modernen Filterelemente werden mit minimalem Druckverlust (ca. 1 Millibar) durchströmt. Entsprechend zu vernachlässigen ist der zusätzliche Energieverbrauch.“

So könnte der Filter bei Lieferautos montiert werden.

 ©M+H

Angebracht zum Beispiel auf dem Dach oder am Unterboden eines Fahrzeuges nimmt der Filter Feinstaubpartikel aus der Luft auf. Filterelemente ermöglichen durch ihren besonders niedrigen Strömungswiderstand einen maximalen Volumenstrom und eine hohe Abscheideleistung bei sehr geringem Energiebedarf. Ventilatoren saugen zusätzlich zum Fahrtwind Luft aus der Umgebung an. Somit sind die Fahrzeuge auch im stehenden Betrieb in der Lage, Feinstaub aus der Umgebungsluft heraus zu filtern.  Im Fahrbetrieb vernichten sie soviel Feinstaub, wie sie selbst produzieren.

Aktuell testet der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-HOLLAND den Feinstaubpartikelfilter an einem Versuchstrailer mit elektrifizierter Achse bei Versuchsfahrten auf Teststrecken sowie im Stadt- und Landverkehr.  

M+H verfolgt aktuell vier Anwendungen: Ein auf dem Dach der Fahrzeuge installierter Filter fängt Feinstaub aus der Umgebungsluft auf. Ein Bremsstaubpartikelfilter an der Bremsanlage soll die Abgabe von Bremsstaub an die Umgebung verhindern. Insassen werden durch einen NO2 Feinstaubkombifilter geschützt. Die Fahrzeuge sind durch die auffällige Gestaltung als "Feinstaubfresser" während ihrer Versuchsfahrten im Raum Stuttgart kaum zu übersehen. Darüber hinaus können auch stationäre Feinstaubpartikelfilter zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Sie können in einer Litfaßsäule untergebracht werden

Der Bremsstaubpartikelfilter verhindert den Austritt von Partikeln in die Luft direkt an der Quelle unf fängt 80 Prozent des Bremsstaubes auf. Bei den Versuchsfahrten der Feinstaubfresser im Großraum Stuttgart testen sie nun die Leistung des Filters im Straßen­verkehr. Bei PKW, Nutzfahrzeugen, Schienenverkehr und in der Industrie kommt der Filter zum Einsatz - das gilt für alle Antriebsarten: von Elektro- über Hybrid- zu Benzin- oder Dieselmotoren.

Weitere Informationen gibt es hier: www.feinstaubfresser.de

 

 

Im Großraum Stuttgart unterwegs: Serienautos mit Feinstaubfiltern auf dem Dach.

 ©M+H

von Ernst Bauer

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