Ölwechsel beim Bulli: Welches ist richtig?
Unser Redaktions-Bulli brauchte dringend den fälligen Ölwechsel. Wir haben darüber im Juli berichtet, weil AU, TÜV und Gasprüfung anstanden. Die Frage des Ölwechsel-Experten bei Mr. Wash, ob wir mineralisches oder synthetisches Öl einfüllen lassen wollten, erwies sich bei näherer Betrachtung als gar nicht so einfach. Wir fragten deshalb sozusagen im Nachgang einen Experten in Sachen Öl…
Völlig verunsichert hatten uns handschriftliche Notizen in der Originalbetriebsanleitung des 1977 gebauten T2. Dort wurde ein Ölwechsel alle 1000 Kilometer empfohlen – bei einer Nachfüllmenge von 2,5 Litern. Einer der Vorbesitzer notierte in dem Dokument: „Angesichts des hohen Ölverbrauchs erübrigt sich ein Wechsel rein rechnerisch – einfach immer kontrollieren und nachschütten…“
Zumindest den Ansatz einer fundierten Antwort fanden wir in einer Pressemitteilung des Ölspezialisten Liqui Moly (das sind die, die wortlos ein paar Sekunden vor der Tagesschau Fernsehwerbung nur mit ihrem Logo betreiben…).
Der stellvertretende Laborleiter Oliver Kuhn sieht es so: „Motoröle lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: mineralische und synthetische Öle. Mineralische Öle verlieren immer mehr an Bedeutung für Autos, weil sie nicht so leistungsstark sind. Moderne Motoren verlangen dem Öl viel mehr ab als alte Motoren. Diese Anforderungen schaffen nur synthetische Öle.“
Einem jetzt veröffentlichten Interview mit dem Experten kann man einige Kernaussagen lesen, die etwas Klarheit in das riesige Thema Schmierstoffe bringen können. Beispielweise zur Frage, ob alle synthetischen Öle vergleichbar oder ähnlich sind?
Kuhn:“ Leider nicht. Es gibt zwei verschiedene Arten, wie synthetische Öle hergestellt werden können. Bei der einen Art erhält man am Ende ein sogenanntes PAO-Öl. Das ist das klassische synthetische Öl, wie es in den 1970er Jahren auf den Markt kam. Es ist chemisch sehr rein und damit sehr leistungsstark, aber auch sehr teuer in der Herstellung. Bei der anderen Art wird das Öl durch Hydro-Cracking hergestellt, weswegen diese Öle im Fachjargon auch HC-Öle genannt werden. HC-Öle sind moderner und kamen in den 1990er Jahren auf. Sie bieten heute die bestmögliche Leistung für alle modernen Motoren…“
Ob man zu HC greift oder zu PAO, - „diese Wahl gibt es oft gar nicht. Fast die gesamte Ölentwicklung findet heutzutage auf der Basis von HC-Ölen statt. Viele Ölspezifikationen können nur mit HC-Ölen erfüllt werden.“ sagt Kuhn. Den Unterschied herauszufinden, sei gar nicht so einfach, denn es gibt hier keine einheitlichen Begrifflichkeiten. In den USA beispielsweise dürfen sowohl PAO-Öle als auch HC-Öle als vollsynthetisch bezeichnet werden, bei uns in Deutschland aber nur PAO-Öle. Deswegen kennzeichnen wir unsere HC-Öle mit dem Begriff „Synthese Technology“. Andere Ölhersteller verwenden Begriffe wie „100% synthetic“ oder „synthetic mix“.
Die Frage, welches synthetische Öl es nun tatsächlich ist, sei für Autofahrer und Werkstätten im Grunde egal. Es gehe nicht darum, welches Öl vermeintlich besser ist. Entscheidend sei, dass das Öl die Spezifikationen erfüllt, die der Autohersteller für sein Modell vorgibt. Das steht im Handbuch des Autos. Hilfreich sei der im Internet kostenlose Ölwegweiser unter www.liqui-moly.com.
Dort findet man eine große Tabelle, nach Marken und Typen geordnet. In der Rubrik Oldtimer fanden wir für den T2 acht alternative Ölsorten, mit unserer Wahl auf ein Super-Leichtlauföl 10W 40 lagen wir also richtigl. Als Wechselintervall werden 5000 km empfohlen.
Ohnehin komme den Additivpaketen eine immer größere Bedeutung zu. Sie sind heute der wichtigste Bestandteil eines Motoröls neben dem eigentlichen Öl. Sie sind es, die für einen großen Teil der Leistung des Motoröls sorgen. Bei einigen ganz modernen Motorölen ist das eigentliche Öl kaum mehr als nur noch die Trägerflüssigkeit für die Additivpakete.
Aber warum gibt es dann immer wieder Diskussionen darüber, welches synthetische Öl das bessere ist?
Oliver Kuhn: „Das ist ein Echo aus der Vergangenheit. Als die ersten HC-Öle vor 30 Jahren aufkamen, war der Qualitätsunterschied zu PAO-Ölen noch größer. Aber das ist lange her. Kein Experte würde heutzutage eine solche Diskussion führen.“