Alte Bullis unter Strom
Nahe Ulm werden VW-Bullis und Käfer elektrifiziert. Ein kleines Team von Spezialisten baut aus gut erhaltenen Gebrauchten Oldies, die exakt so aussehen wie früher. Doch statt aus luftgekühlten Boxermotoren beziehen sie ihre stattliche Leistung aus Drehstrommotoren. Sie sind nicht schneller, aber sauberer – und leider auch wesentlich teurer.
Mit rund 16.500 Einwohnern ist Blaustein, westlich von Ulm, die zweitgrößte Stadt im Alb-Donau-Kreis. Viele der Menschen, die hier leben, sind eng mit den Firmen der Innovationsregion verbunden und schätzen die herrliche Landschaft umgeben von Naturschutzgebieten wie dem kleinen Lautertal. Ausgerechnet hier sollen jetzt Elektroautos gebaut werden?
Nein, denn das Konzept, das Johannes Boddien, der umtriebige Geschäftsführer der Firma „Voltimer UG“, entwickelt hat, beruht auf einer anderen Überlegung: Er verantwortet Marketing und Vertrieb. Seine Geschäftspartner: Paulo Ortega ist in Brasilien für den Einkauf guter Gebrauchtwagen zuständig, Gerhard Männer, gestandener Kfz-Meister mit eigener Werkstatt, leitet mit seinem Team den Umbau und Heiko Fleck entwickelt die Umbausätze und Komponenten. Weitere Partnerwerkstätten, die für Voltimer umrüsten, liegen nahe München, Dingolfing und Salzburg.
Neben Käfern werden auch Bullis der Generationen T 1 und T2 angeboten. Die Autos stammen bisher aus Deutschland, Österreich, Italien und Brasilien, ausgewählt nach Zustand und Laufleistung. Bisher hat das Team fünf Autos fertiggestellt, drei weitere sind in Arbeit und weitere drei in der Detailplanung. Denn jede Umrüstung wird individuell abgearbeitet. Im Moment steht ein Bus aus Österreich in der Werkstatt.
Für rund 60 000 Euro inkl. MwSt. erhält man einen VW-Bus T1/T2 mit einem 44 kW 96 V Asynchronmotor, wie er beispielsweise als Industriemotor Rolltreppen antreibt. Er ist mit 220 Nm deutlich antrittsstärker als die Boxer-Benziner der Originale. Deshalb könnten die elektrifizierten Klassiker bis zu 150 km/h erreichen, werden aber mit Blick auf die Zulassung bei der ursprünglichen Höchstgeschwindigkeit abgeregelt.
Die Controller-Anzeige ist stilgerecht analog, eine 2 kW Heizung inklusive Lüfter, ein DVDC Wandler, ein Batteriemanagementsystem und eine Batterietrennsicherung sind weitere technische Bestandteile. Bei weniger als 5 Grad werden die Batterien vorgeheizt. Selbstverständlich haben die Busse wie alle anderen Modelle auch eine TÜV-Zulassung.
Die Akkus lässt Voltimer selbst fertigen oder nutzt gebrauchte Zellen aus verunfallten Tesla-Modellen. Sie werden in drei Modellen verkauft: Es gibt den Käfer für etwa 30.000 Euro als City mit etwa 70 Kilometern Reichweite oder für knapp 40.000 Euro als Hobby mit 140 Kilometern Aktionsradius. Den Bulli verkauft Boddien als Hobby mit 200 Kilometern Reichweite (59.900 Euro) oder mit 400 Kilometern für etwa 75.000 Euro.
Weitere Infos: VOLTIMER UG (haftungsbeschränkt), Geschäftsführer Johannes Boddien, Lauternstraße 18, 89134 Blaustein, Telefon +49 7304 43 06 85, Fax +49 7304 43 09 53, Mail: info@voltimer.de, Internet: www.voltimer.de